Aus Alt mach Neu: Forschung zu Kreislaufwirtschaft

Old TV's on a junkyard

Alte Laptops, Fernseher oder Gebäudeisolation enthalten Kunststoffe, die zurzeit aufgrund enthaltener gefährlicher Flammschutzmittel nicht recycelt werden können. Das EU-Projekt „CREAToR“ entwickelt ein Recylingverfahren, mit dem diese Schadstoffe herausgelöst und die Kunststoffe wieder für neue Produkte genutzt werden können – im Sinne einer Kreislaufwirtschaft. Die KLU analysiert hierfür die Supply Chains verschiedener Abfallströme und erstellt ein Logistik-Modell.

Kunststoffe in elektronischen Geräten und Gebäudeisolation sind oftmals mit bromhaltigen Flammschutzmitteln belastet. Solange dieser gesundheitsgefährdende Stoff enthalten ist, ist ein Recycling der Kunststoffe nicht möglich. Diese müssen stattdessen verbrannt werden. Ziel des Projektes ist jedoch eine Wiederverwendung der Materialien, z. B. in der Automobil-Industrie. Das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie plant, Brom mit einer sehr reaktionsfreudigen Variante von Kohlenstoffdioxid aus dem Kunststoff zu waschen und nimmt hierfür die chemischen Prozesse unter die Lupe.

Logistik der Abfallströme

Doch wie kommen die belasteten Kunststoffe in diese spezialisierten Recyclinganlagen? Wie viele Anlagen brauchen wir in Deutschland und Europa? Und ab wann arbeiten sie wirtschaftlich? Diese Fragen untersucht Moritz Jäger-Roschko an der KLU. Interviews mit mehr als 30 Recyclingunternehmen aus ganz Europa und ein Ideenaustausch mit den Projektpartnern haben bereits wichtige Antworten gegeben. „Qualitativ haben wir bereits ein sehr gutes Verständnis dafür, wie die Supply Chain aussehen könnte. Wir wissen nun, welche Daten wir brauchen, um ein Modell zu erstellen“, fasst Jäger-Roschko zusammen. Im nächsten Schritt wird entschieden, für welche Plastikarten und Abfallströme die Prozesse definiert werden. Bis Projektabschluss 2022 entwickelt die KLU ein Modell, welches diese komplexen Prozesse simuliert.

Druck auf Recyclingindustrie wächst

Die Technologie für Plastikrecycling im industriellen Maßstab hat sich erst in den letzten zwanzig Jahren entwickelt, doch sie wird immer wichtiger. Der Druck wächst vonseiten umweltbewusster Konsumentinnen und Konsumenten. Die EU erneuerte ihren Aktionsplan Kreislaufwirtschaft im Rahmen des Europäischen Green Deals 2020 und auch Unternehmen machen sich Gedanken über knapper werdende Ressourcen. „Die Recyclingindustrie entwickelt sich rasch weiter und ist bereit für solche Schritte“, schätzt Jäger-Roschko ein. „Moderne Sortiertechnologien ermöglichen mit der Zeit eine sortenreine Trennung vieler Kunststoffe. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem geschlossene Kreisläufe möglich sind.“ Abfallströme, die laut Projektantrag zurzeit für mehr als 180 Euro je Tonne verbrannt werden, könnten so in wertvolle Sekundärrohstoffe umgewandelt werden.

CREAToR erfolgt im Rahmen des EU-Förderprogramms für Forschung und Innovation Horizont 2020. Leiter des KLU-Arbeitspakets ist Dr. Moritz Petersen. Projektbeteiligt sind 16 Unternehmen und Forschungsorganisationen sowie eine Behörde aus sieben europäischen Ländern. 

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