Interview: Starker Partner für Osteuropa und Zentralasien

Prof. Peer Witten

Die KLU baut ihr Netzwerk in Osteuropa und Zentralasien aus und konnte hierfür einen starken Partner gewinnen. Der Verband Ost-Ausschuss – Osteuropaverein (OAOEV) vertritt deutsche Unternehmen und verfügt über Kontakte in höchste diplomatische und wirtschaftliche Ebenen in Berlin, Moskau und Warschau bis hin nach Bischkek. Wie der Verband arbeitet und warum eine neue Generation von osteuropäischen Führungskräften in Logistik und Supply Chain Management gefragt ist, erklärt OAOEV-Präsidiumsmitglied Prof. Dr. Peer Witten.

Prof. Witten, beschreiben Sie uns bitte kurz, welche Ziele der OAOEV verfolgt und was seine politische und wirtschaftliche Bedeutung ausmacht?

Peer Witten: Der Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft vertritt die Interessen deutscher Unternehmen in 29 Ländern Osteuropas – von unseren unmittelbaren Nachbarn Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn über das Baltikum nach Südosteuropa. Besondere Schwerpunkte bilden die Russische Föderation und Zentralasien. Im OAOEV sind rund 350 Mitgliedsunternehmen organisiert, darunter alle DAX-Unternehmen und viele erfolgreiche Mittelständler.

Der Ost-Ausschuss genießt hohes Ansehen in der Politik. So gibt es beispielsweise ein jährliches Treffen mit Präsident Putin und wichtige Treffen mit Staatspräsidenten, Ministerpräsidenten oder Ministern bei deren Besuchen in Berlin. Darüber hinaus organisieren wir Delegationsreisen, um mit Wirtschaft und Politik vor Ort Chancen und Risiken auszuloten und gegebenenfalls Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen.

     

    Welche Aufgaben nehmen Sie im OAOEV wahr?

    Peer Witten: Ich bin Mitglied des Präsidiums, das in enger Zusammenarbeit mit Vorstand und Geschäftsführung die Strategie für den OAOEV diskutiert, und Hamburg-Beauftragter. Mein besonderes Interesse als Honorarkonsul von Montenegro gilt Südosteuropa und insbesondere dem westlichen Balkan. Als ehemaliger Logistik-Vorstand und nun Mitglied des Aufsichtsrates der Otto Group, die mit Ihren Tochterunternehmen (z. B. EOS, Bon Prix und andere) in Osteuropa sehr erfolgreich tätig ist, weiß ich um die logistischen Herausforderungen dieser Länder. 

    Was ist der Arbeitskreis Logistik und Verkehrsinfrastruktur?

    Peer Witten: Für eine sichere und effiziente Logistik ist eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur, d. h. auf Straße, Schiene und in der Luft, sowie auf See- und auf Binnenwasserstraßen mit leistungsfähigen Häfen unabdingbare Voraussetzung. Der von mir als Sprecher geleitete OAOEV-Arbeitskreis Logistik und Verkehrsinfrastruktur beschäftigt sich genau mit diesen Themen.

    Warum ist Zusammenarbeit zwischen KLU und OAOEV aus Ihrer Sicht sinnvoll und potenziell fruchtbar?

    Peer Witten: Die KLU hat sich zu einer international hoch angesehenen Institution entwickelt, die nicht nur in Forschung und Lehre Ausgezeichnetes leistet, sondern auch im Sinne ihres Gründers, Klaus-Michael Kühne, die Nähe und Relevanz für die unternehmerische Praxis betont.  Der Arbeitskreis Logistik und Verkehrsinfrastruktur bildet eine hervorragende Plattform für die Zusammenarbeit mit der KLU. Das breite Kontaktnetzwerk des OAOEV in Osteuropa hilft, das Ansehen der KLU auch in dieser Region auszubauen und bei begabten Studierenden noch bekannter zu machen. Schließlich stärken gemeinsame Projekte und Veranstaltungen sowohl die wissenschaftliche als auch die unternehmerische Zusammenarbeit mit der KLU in Osteuropa.

    Welche neue logistische Bedeutung kommt den Zielregionen des OAOEV angesichts der chinesischen „Belt and Road Initiative“ (BRI) zu?

    Peer Witten: Wenn China mit der strategisch angelegten „Belt and Road Initiative“ (BRI) die Bindung an Europa ausbauen will, dann liegt der Fokus naturgemäß auf den Regionen Osteuropas. Dabei geht es nicht nur – aber im Schwerpunkt um den Ausbau und die Weiterentwicklung von logistischer Infrastruktur. China engagiert sich gerade in Südosteuropa z. B. durch den Bau einer Autobahn vom Adriahafen Bar in Montenegro bis in die serbische Hauptstadt Belgrad. Aber auch in Belarus sind die Chinesen beispielsweise bei der Entwicklung eines großen Logistik-Hubs mit engagiert, das unter dem Namen „Great Stone Project“ bekannt ist.

    Für die Länder Osteuropas ist das chinesische Engagement eine große Chance, ihre Infrastruktur zügig auszubauen. China bietet nicht nur günstige langfristige Kredite, sondern auch technisches Know-how und Arbeitskräfte. Andererseits bleibt die große Sorge für die osteuropäischen Länder, sich mit diesen Maßnahmen langfristig zu verschulden und zu binden. Hierzu gibt es auch eine hochinteressante Studie des OAOEV aus dem letzten Jahr.

    Welche Rolle spielt die akademische Ausbildung einer neuen Generation von osteuropäischen Fach- und Führungskräften in Transport, Logistik und Supply Chain Management in diesem Zusammenhang?  

    Peer Witten: Gerade im Wettbewerb mit China wird es notwendig sein, möglichst viele qualifizierte Fach- und Führungskräfte aus Osteuropa für Deutschland zu begeistern. Deshalb ist es extrem wichtig, dass wir eine akademische Ausbildung mit hohem Praxisbezug anbieten können. Der Ost-Ausschuss wird sich einbringen, qualifizierte Stipendiaten aus den Ländern Osteuropas für die KLU zu gewinnen.

    Kurzvita
    Prof. Dr. Peer Witten war 21 Jahre Konzern-Vorstand der Otto Group und verantwortlich für die weltweite Logistik. Heute gehört er dem Aufsichtsrat und Gesellschafterrat der Unternehmensgruppe an. Darüber hinaus ist er in weiteren Aufsichts- und Beiräten, teilweise als Vorsitzender, tätig. Ehrenamtlich war Prof. Witten viele Jahre Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL) und ist heute dessen Ehrenvorsitzender. Er ist seit über zehn Jahren Vorstandsvorsitzender der Logistik-Initiative Hamburg, dem größten Logistik-Cluster Europas. Darüber hinaus ist Peer Witten Honorarprofessor an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Honorarkonsul von Montenegro und Mitglied im Präsidium des Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft e.V.

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