Klimaneutrale Logistik nach der COP26

CSLS group photo after COP26

Wie kann die heutige Logistik in Richtung Klimaneutralität verändert werden? Was sind die effektivsten Wege, um die Treibhausgasemissionen der Logistik im nächsten Jahrzehnt zu reduzieren? Und wie können Branchenführer diesen Wandel vorantreiben? Das Center for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS) der KLU hat zum Anlass der COP26 internationale Experten und ein öffentliches Publikum eingeladen, diese Fragen zu diskutieren.

Die übergreifende Botschaft aller Referentinnen und Referenten: Die Akteure entlang der Lieferketten müssen viel enger zusammenarbeiten, um Emissionen zu reduzieren und auf dem Weg zu Klimaneutralität voranzukommen. KLU-Präsident Thomas Strothotte ergänzte in seiner Begrüßungsrede den Dialog zwischen Industrie und wissenschaftlichen Einrichtungen wie der KLU. "Nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Monaten und Jahren werden wir diesen Dialog brauchen. Bringen Sie Ihre Ideen ein, sprechen Sie uns an - fordern Sie uns heraus - und gemeinsam können wir bessere Lösungen finden als in der Vergangenheit", so Strothotte. Otto Schacht, Executive Vice President of Global Sea Logistics bei der Kühne+Nagel International AG, schloss sich dieser Meinung an. "Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiger Teil unserer Mission", sagte er, was sich sowohl in Kühne+Nagels eigenen Aktivitäten als auch in der Unterstützung des Centers for Sustainable Logistics and Supply Chains der KLU zeigt.

Den Lage der Welt verbessern

"Wir wollen die Lage der Welt verbessern", sagte CSLS-Direktor Prof. Moritz Petersen in seiner Eröffnungsrede, "indem wir uns auf Logistik und Lieferketten konzentrieren. Dort wollen wir den Übergang zu nachhaltigeren und vor allem zukunftssicheren Geschäftspraktiken beschleunigen." Petersen und Co-Direktor Prof. Johannes Meuer hatten mehrere hochkarätige internationale Experten eingeladen, um die Ergebnisse der letzten COP-Konferenz in Glasgow sowie praktische Unternehmenslösungen für den Wandel zu diskutieren.

Sophie Punte, Geschäftsführerin der We Mean Business Coalition, gab in ihrer Keynote einen ersten direkten Einblick von der COP26. "Mein Fazit: "Das Glas ist halb voll!", sagte sie. "Wir sind auf dem richtigen Weg, aber es ist unbestreitbar, dass es noch nicht reicht, um 1,5 Grad zu erreichen." Ihrer Meinung nach braucht es jetzt "all in for 1,5 degrees", was bedeutet, dass die Emissionen bis 2030 halbiert und bis spätestens 2050 auf Null reduziert werden müssen. "Viele Unternehmen haben diesen Ehrgeiz bereits", berichtete sie, "aber jetzt müssen sie auch handeln, Rechenschaft ablegen durch Offenlegung von Emissionen und Reduktionen und sich für eine unterstützende Politik einsetzen." Punte betonte daher einmal mehr die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und der breiteren Öffentlichkeit als Schlüssel für die nächsten Schritte zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft bis 2050. "Wir können dieses Ziel nicht erreichen, ohne Logistik und Lieferketten einzubeziehen."

Carbon Insets und Offsets für grüne Logistik

Suzanne Greene, Global Procurement Sustainability and Advocacy Leader bei Dow, konzentrierte sich auf ein neues Instrument zur Beschleunigung der Dekarbonisierung des Transportwesens: Carbon Insets. Bislang haben Unternehmen ihre Emissionen im Güterverkehr meist durch die Finanzierung von Maßnahmen außerhalb ihres Geschäftsbereichs ausgeglichen, etwa durch Aufforstung. Künftig, so Greene, sollte der Kauf von Kompensationsmaßnahmen auf denselben Sektor oder dieselbe Lieferkette ausgerichtet sein, in dem bzw. der die Klimaauswirkungen entstanden sind - in diesem Fall kann eine Kompensationsmaßnahme als Carbon Inset betrachtet werden. Derzeit gibt es auf dem Markt nur sehr wenige Klimaschutzprojekte für den Güterverkehr; die Nachfrage von Käufern ist notwendig, um einen Markt für Projekte zu schaffen. Die Akzeptanz von Carbon-Insets durch Gruppen wie die Science-Based Targets-Initiative wird ebenfalls dazu beitragen, die Akzeptanz dieser Projekte zu erhöhen.

Die Bedeutung der Kohlenstoffbilanzierung

Jakob Muus, CEO & Gründer der Tracks GmbH, folgte mit einem Pitch über die Bedeutung digitaler Lösungen für die Transparenz von Kohlenstoffemissionen. Gemäß der EU-Verordnung zur Offenlegung nachhaltiger Finanzierungen von 2021 müssen Unternehmen nun eine ordnungsgemäße Kohlenstoffbilanzierung durchführen, um sich Kapital zu sichern, was zu einem Wettbewerb darüber führt, wer die niedrigsten akkreditierten Zahlen vorweisen kann. Derzeit haben viele Unternehmen mit einer sehr geringen Datengenauigkeit zu kämpfen. Tatsächlich überschätzen sie oft den Kohlenstoffausstoß, wenn sie Standardwerte für Treibhausgasemissionen verwenden, weil ihnen echte Daten fehlen. "Man kann den tatsächlichen CO2-Ausstoß nur senken, wenn man echte Daten hat", so Muus.

    Fünfunddreißig Gäste besuchten die Veranstaltung auf dem Campus und mehr als 200 Teilnehmer nahmen online teil.

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