Transport und Logistik optimieren: die VeRoLog 2022 an der KLU

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Nach einer zweijährigen, durch Corona bedingten Zwangspause konnte die Arbeitsgruppe zur Optimierung von Routenplanung und Logistik der Association of the European Operational Research Societies (EURO) endlich wieder zu einer Präsenzveranstaltung zusammenkommen. Ausgerichtet wurde die VeRoLog-Konferenz 2022 von der Kühne Logistics University (KLU) und der Helmut-Schmidt-Universität.

„Die VeRoLog-Konferenz ist eine der wichtigsten Plattformen für den wissenschaftlichen Austausch im Bereich der Routen- und Logistikoptimierung. Dass wir den persönlichen Austausch zwischen führenden Akademikern und im Feld Tätigen erneut mit Leben gefüllt haben, war elementar für die Weiterentwicklung dieses Bereichs und für die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf Praxisfragen“, so Asvin Goel, Professor für Logistik und Supply Chain Management an der KLU und Mitglied des Organisationskomitees. 

Vom 12. - 15. Juni 2022 kamen auf dem Campus der KLU rund 120 Wissenschaftler*innen und ausgewählte Praktiker*innen zusammen, um über Routenoptimierung und ihre Bedeutung für die Logistik zu diskutieren. Die Konferenz wurde von den Industriepartnern ORTEC, Graphmasters und PTV Group unterstützt.

Die Zusammenarbeit zwischen Frachtunternehmen verbessern

Kann eine horizontale Zusammenarbeit im Bereich der Transportlogistik dazu beitragen, dass Ressourcen effizienter eingesetzt und ungenutzte Kapazitäten vermieden werden? Prof. Richard Hartl von der Universität Wien erläuterte in seinem Plenarvortrag Wissenswertes zum Austausch von Transportanfragen zwischen Frachtunternehmen: „Frachtunternehmen zögern häufig, alle Informationen zu den sie erreichenden Anfragen weiterzugeben. Aus diesem Grund ist es schwierig, den Austausch zentral zu organisieren. Bei dezentralisierten Ansätzen hingegen umgeht man die Notwendigkeit, alle Informationen weiterzugeben, aber man benötigt hier einen smarten Entscheidungsmechanismus“, so Hartl.

Mit Metaanalysen von Algorithmen arbeiten

Wie können wir den Einfluss bestimmter Komponenten von Optimisierungsalgorithmen analysieren? Dieser Frage ging Prof. Kenneth Sörensen von der Universität Antwerpen in seinem Plenarvortrag nach und verglich die Analyse der Effekte bestimmter Algorithmenkomponenten bei der Lösung eines Optimierungsproblems mit der Analyse der Effekte bestimmter Medikamentenkomponenten bei der Lösung eines gesundheitlichen Problems. Wie Sörensen ausführte, kann man Metaanalysen aus der medizinischen Fachliteratur gut als Vorbild für Metaanalysen nutzen, die den Einfluss einzelner Algorithmenkomponenten bewerten sollen.

Die Zusammenarbeit von Forschung und Praxis intensivieren

Im Rahmen einer besonderen Session gaben ORTEC und Graphmasters Einblicke in die Praxis und sprachen darüber, welche Chancen sich aus Branchensicht ergeben. „Das wahre Problem ist ein Mangel an LKW-Fahrern“, erklärte Thomas Visser (ORTEC), der sich dem Thema ‚Herausforderungen und Chancen für die Fahrerzufriedenheit‘ widmete. Die smarte Datennutzung könnte da in vielerlei Hinsicht helfen: bei der Planungsoptimierung, dem Erstellen zuverlässiger Zeitpläne, der gleichmäßigen Aufteilung der Arbeitslast oder auch der Identifikation der Bereiche, in denen Fahrer am liebsten ausliefern. „Wir sind sehr an einer Zusammenarbeit mit Forschern interessiert, um der Lösung dieser Probleme näher zu kommen. Wir haben Daten – lassen Sie uns Kontakt aufnehmen“, lud Visser die anwesenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein.   

Dr. Johannes Kotzerke (Graphmasters) dagegen beleuchtete aus einer ungewohnten Perspektive das Thema ‚autonomes Fahren‘: „Wir würden uns gern einer eher ganzheitlichen Herausforderung widmen: Wie können wir den Einfluss eines Fahrzeugs auf die Infrastruktur minimieren und gleichzeitig sicherstellen, dass der Fahrer oder die Fahrerin ihr eigentliches Ziel erreichen, das ja meist über den Transport hinausgeht?“ Ein Beispiel ist das Navigationssystem NUNAV von Graphmasters: Mithilfe einer auf KI basierenden, prognostisches Verkehrssteuerung wird der Verkehr über das gesamte Straßennetz geleitet, statt lediglich durch einige wenige Hauptverkehrsadern zu fließen.

Zur VeRoLog 2022 gehörte auch die Bekanntgabe der Trägerinnen und Träger des mit jeweils 500 Euro dotierten VeRoLog Doctoral Dissertation Prize 2020 und 2021 durch den Juryvorsitzenden Prof. Karl Doerner (Universität Wien). Mit ihrer Doktorarbeit über ‚Contributions to Exact Algorithms for Packing and Routing Problems‘ konnte Katrin Heßler (Universität Mainz) die Jury ebenso überzeugen wie Xiangyi Zhang (Polytechnikum Montreal), der zu ‚Exact Algorithms for Vehicle Routing Problems with Two-Dimensional Loading Constraints‘ forschte.

Weitere Informationen:

Impressionen der VeRoLog 2022