Zukunftslabor Mobilität #3: Digitalisierung im urbanen Wirtschaftsverkehr

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Welche Chancen und Risiken birgt die Digitalisierung für den urbanen Wirtschaftsverkehr? Die Städte Deutschlands und Europas sind Knotenpunkte der Mobilität – allein die schiere Menge an Bewegungsdaten und Informationen könnte durch Digitalisierung hier ‚perfekte‘ Lösungsansätze liefern – welche Voraussetzungen sind dafür notwendig, und welche Risiken gibt es? Zu diesem Thema diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des dritten Forums Zukunftslabor Mobilität, dass am 26. November als Webinar mit rund 150 Teilnehmenden stattfand. Veranstalter waren die Kühne Logistics University (KLU) und die Deutsche Verkehrs-Zeitung mit freundlicher Unterstützung durch KPMG und Haspa.

Prof. Dr. Gernot Liedtke (Leiter der Abteilung Wirtschaftsverkehr, Institut für Verkehrsforschung, DLR e.V.) betonte in seinem Impulsvortrag die Bedeutung von Plattformen für die Entwicklung der Logistikwirtschaft. „Plattformen schaffen Dynamik, denn sie stellen bisher bewährte Geschäftsmodelle in Frage“, betont er. Diese Plattformen zu beherrschen und zu fördern, sei eine strategische Aufgabe in der Logistik. Zu den Chancen von Plattformen zählt beispielsweise Datensouveränität und Datenkontrolle für beteiligte Unternehmen und um neue Transport- und Logistikketten mit automatisierten Umschlag zu verknüpfen. Fraglich bleibt dagegen, ob der Effizienzgewinn durch Plattformen sich auch auf die ökologische Dimension auswirkt. Auch bestehe die Gefahr der Monopolisierung, wenn Plattformen Unternehmen aus dem Markt verdrängen.

    Rahmenbedingungen um Potenzial der Digitalisierung zu nutzen

    Moderiert wurde die dritte Ausgabe des Zukunftslabors Mobilität von Robert Kümmerlen (DVZ) und Prof. Dr. Hanno Friedrich (KLU). Im Anschluss an den Impulsvortrag von Gernot Liedtke folgte eine Diskussionsrunde mit Dr. Julius Menge (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz), Dr. Moritz Püstow (KPMG), Dr. Tina Wagner (Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende) und Kerstin Wendt-Heinrich (TOP Mehrwert). Die Runde nahm ebenfalls die Chancen der Digitalisierung in den Fokus und benannte wichtige Rahmenbedingungen.

    „Stadtverträglicher“ Wirtschaftsverkehr

    Julius Menge sprach sich für die Schaffung von infrastrukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen aus. Menge betonte, dass der Wirtschaftsverkehr vor allem stadtverträglich sein muss: „Wir können Stadt nicht erweitern, der Raum ist begrenzt und wir müssen innerhalb des verfügbaren Rahmens Lösungen finden, die den Unternehmen helfen, aber auch den Bewohnern erlauben, so zu leben, wie man es heute gerne möchte. Dabei kann Digitalisierung helfen.“

    Diese Stadtverträglichkeit könne nach Ansicht von Moritz Püstow nur erreicht werden, wenn der Zugang zum Straßenraum limitiert wird. „Hier muss der Staat eine aktive, treibende Rolle einnehmen“, sagt er. Denkbar seien zum Beispiel Citymaut-Modelle, die den Verkehr tageszeitabhängig steuern und gegebenenfalls limitieren. Durch Digitalisierungen könnten zusätzlich Verkehrswege optimiert und die Auslastung von Lieferfahrzeugen verbessert werden.

    Potenzial für den urbanen Wirtschaftsverkehr

    Elektrifizierung und die Optimierung der letzten Meile (Thema im 2. Forum Zukunftsmobilität) sind aus Sicht von Tina Wagner zentrale Aspekte der Mobilitätswende im Wirtschaftsverkehr der Stadt. Die Digitalisierung biete dabei „relevante Optimierungspotenziale für den Wirtschaftsverkehr", so Wagner. Ein Beispiel sei etwa das Pilotprojekt „smarte Ladezonen“ für den Lieferverkehr in Hamburg, die per App gebucht werden könnten. Aber: „Laden und liefern sollte nicht nur im öffentlichen Raum gedacht werden“, betont Wagner, auch im privaten Raum müssten entsprechend Flächen zur Verfügung stehen.

    „Wir brauchen ein Gesamtkonzept und eine Koordination der Einzelprojekte statt einem Flickenteppich“ fordert Kerstin Wendt-Heinrich. Digitalisierung biete vor allem „die Chance, mehr Informationen zur Verfügung zu stellen und den Austausch zu nutzen“.

    Forum Zukunftslabor Mobilität IV

    Der vierte Teil des Forums Zukunftslabor Mobilität findet am 25. März 2021 statt. Die fünfteilige Reihe zu zentralen Zukunftsfragen der urbanen Mobilität und Logistik führt auf den ITS World Kongress 2021 in Hamburg hin.

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