Zukunftslabor Mobilität #5: Zukunft von Mobilität und Transport in unseren Städten

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Wie sieht die Mobilität der Zukunft in den Metropolen europäischer Nachbarländer aus? Wie können dort kommerzieller Transport und urbane Logisitik effizient und gleichzeitig umweltfreundlich organisiert werden? Beim fünften Forum Zukunftslabor Mobilität von Kühne Logistics University (KLU) und Deutscher Verkehrs-Zeitung (DVZ) am 28. September referierten Dr. Chloë Voisin-Bormuth vom Pariser Thinktank La Fabrique de la Cité und Martin Posset vom Thinkport Vienna über Chancen und Herausforderungen neuer Nutzungskonzepte für den öffentlichen Stadtraum an Seine und Donau. Mit diesem Blick nach Frankreich und Österreich endete die seit Herbst 2019 laufende Veranstaltungsreihe.

KLU-Präsident Prof. Thomas Strothotte und DVZ-Chefredakteur Sebastian Reimann begrüßten die Teilnehmer vor Ort und online und eröffneten das Zukunftslabor. „Es wird viel über die Gestaltung der Zukunft gesprochen, Erneuerung und Modernisierung“, erklärt Reimann, „und genau das wollen wir heute auch mit Ihnen tun.“ Wie organisieren Städte wie Paris oder Wien die Logistik der Zukunft? Was wird sich konkret in der nahen Zukunft ändern müssen, damit der Wandel zur lebenswerten Stadt der Zukunft gelingt?

Logistik als Teil der Stadtplanung

Dr. Chloë Voisin-Bormuth, Studien- und Forschungsleiterin bei dem Pariser Thinktank „La Fabrique de la Cité“, machte den Anfang mit Einsichten aus der kommenden Olympiastadt Paris. Die politisch Verantwortlichen verfolgen eine ehrgeizige Politik der Umgestaltung des öffentlichen Raums, um mehr Platz für Fußgänger*innen und aktive Mobilität zu schaffen. Dabei werden jedoch nicht immer die Erfordernisse der Logistikaktivitäten berücksichtigt. So wurden beispielsweise in Paris seit der Corona-Pandemie einige Straßenzüge in Restaurantterrassen umfunktioniert, wodurch Lieferzonen besetzt wurden. Lieferanten mussten oft in zweiter Reihe parken.

Zu den größten Herausforderungen zähle zudem die Zunahme des Lieferverkehrs in Städten, aktuell verstärkt durch die Corona-Pandemie und die gleichzeitige Vorgabe, Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Ab 2024 werden beispielsweise in Paris und einigen Randstädten keine Dieselfahrzeuge mehr zugelassen sein. "Dies stellt ein Problem für die Logistikbranche dar, die von sehr kleinen, unabhängigen Unternehmen beherrscht wird, die es sich nicht leisten können, ihre Flotten mit großem Aufwand zu erneuern", erklärt Voisin-Bormuth. Eine mögliche Lösung: Waren per Schiene in „Hubs“ direkt in Paris oder in den Städten des ersten Rings bringen und von dort mit umweltfreundlichen Fahrzeugen weiter transportien, statt die gesamte Strecke mit LKW zu bedienen. Auch die Seine wird in Paris zunehmend für Logistik in der Stadt genutzt.

Lösungen vor Ort testen

Martin Posset aus Wien bestätigte in vielen Punkten seine Pariser Kollegin. „Logistik muss – und wird – Teil der Stadtplanung“, betont er. Auch in Wien wird versucht, die Logistik näher in die Stadt zu bringen um den Transport auf der letzten Meile mit Lastenrädern oder Elektro-Transportern zu ermöglichen. Ein Beispiel: Im Projekt „RemiHub“ werden Flächen des öffentlichen Nahverkehrs für Mikrodepots genutzt, die als Umschlagspunkt für die letzte Meile in die Innenstadt dienen. Eine andere Idee setzt „WienMobil“ in die Praxis um: An sogenannten Mobilitätspunkten können neben ÖPNV auch zum Beispiel Fahrräder ausgeliehen werden und an Paketboxen bestellte Sendungen abgeholt werden. So werden Lieferverkehre gebündelt und unnötige Stopps vermieden. Possets Blick in die Zukunft: „Die kleine Sache, die sich ändern muss: Wir müssen vom Reden zum Handeln kommen – nicht nur nicken, aktiv werden!“ Um die Menschen dafür zu motivieren, sei es essentiell, Projekte vor Ort umzusetzen. „Viele Menschen, auch Politiker*innen, haben keine Vorstellung von Logistik. Sie müssen neue Dinge wirklich vor Ort sehen, um dafür motiviert zu werden.“ Vor allem die Politik darf dabei auch den Konflikt nicht scheuen. In Wien könne etwa für 120 Euro Parkometerabgabe pro Jahr ein zirka zehn Quadratmeter großer Stellplatz im öffentlichen Raum in bester Lage für ein Auto genutzt werden. „Die Quadratmeterkosten für eine Wohnung belaufen sich auf ein Vielfaches. Wenn dieser Raum anders genutzt werden soll, darf die Politik den Konflikt mit den Halter*innen der Fahrzeuge nicht scheuen“, sagt er.

Mit der fünften Ausgabe endet das Zukunftslabor Mobilität. Die Reihe behandelte in thematischen Ausgaben Fragen rund um die Mobilität der Zukunft in unseren Städten, in Vorbereitung auf den ITS World Congress in Hamburg. Dieser startet am 11. Oktober und präsentiert bis 15. Oktober Ideen rund um intelligente Mobilität und vernetzten Verkehr von Morgen. Die KLU ist mit verschiedenen Beiträgen beteiligt.

Mehr Informationen:

Zukunftslabor Mobilität Forum 1-4 (Videos)