"Unternehmer brauchen Zuversicht" - Alumni story mit Hannes Voigt

Hannes Voigt, Abschlussjahrgang 2020 an der KLU, ist Anfang dieses Jahres ins Familiengeschäft eingestiegen: Ein Transport- und Logistikunternehmen in Schleswig-Holstein, das seit vier Generationen besteht. In unserem Interview erzählt er, welche Fähigkeiten ihm sein Studium für diese besondere Herausforderung mitgegeben hat, als Nachfolger ein erfolgreiches Unternehmen weiterzuführen.

Hannes, euer Familienunternehmen wurde vor 90 Jahren gegründet. Kannst Du uns etwas zu Eurer Historie erzählen?

Hannes Voigt: Das Unternehmen wurde von meinem Urgroßvater gegründet, ursprünglich als Fuhrunternehmen in Pommern. Während des Zweiten Weltkriegs floh die Familie nach Neumünster und begann dort von vorne. In den letzten 30 Jahren, unter der Führung meines Vaters, sind wir stark gewachsen und haben uns von einer reinen Spedition zu einem Full-Service-Logistikdienstleister entwickelt. Seit Februar bin ich nun auch Mitglied der Geschäftsführung.

Was sind Deine Aufgaben im Unternehmen?

Voigt: Derzeit leite ich den Vertrieb, verantworte den Aufbau unserer internationalen Im- und Export-Abteilung und lege den Grundstein für unsere strategische Ausrichtung der nächsten Jahre. Mein Ziel ist es, schrittweise mehr Verantwortung zu übernehmen und die Geschäftsbereiche weiter zu diversifizieren. Es wird jedoch weiterhin ein Team aus Geschäftsführern geben. Von uns vieren tragen nur mein Vater und ich den Namen Voigt.

Welche Herausforderungen hast du in den ersten Monaten erlebt?

Voigt: Die Anfangszeit war spannend, vor allem, weil ich das Unternehmen noch intensiver kennengelernt habe. Die letzten Monate war das Thema CO2-Lkw-Maut sehr präsent, welches wir selbst bei unseren Kunden durchsetzen müssen. Dazu kommt in diesem Jahr die gesamtwirtschaftliche Situation, die aktuell und für das nächste Jahr sehr holprig aussieht. Nach 70 Jahren Aufschwung am Wirtschaftsstandort Deutschland reden aktuell viele von Rezession und der Unsicherheit, wie es weitergeht. Meinen Eintritt hatte ich mir dahingehend schon anders vorgestellt. In den ersten hundert Tagen habe ich dann eine Strategie vorgestellt, die nun Schritt für Schritt umgesetzt wird. Die Digitalisierung und Automatisierung waren dabei zentrale Themen und wir implementieren neue Software und Technologien.

Wie hast Du Dich auf diese Rolle vorbereitet?

Voigt: Nicht alle Leadership-Skills kann man lernen, aber eine gute Ausbildung – vor allem außerhalb des Familienunternehmens – ist die beste Grundlage. Meine berufliche Reise begann mit einem dualen Studium bei DHL Freight in Bonn. Im Rahmen dessen hatte ich auch die Gelegenheit, bei DHL Global Forwarding in Singapur zu arbeiten. Nach dem Studium entschied ich mich für einen Master in Management an der KLU. Die letzten drei Jahre war ich bei Forto, einem Logistik-Startup aus Berlin. Dort leitete ich den Aufbau in verschiedenen europäischen Ländern. Die KLU hat mir nicht zuletzt eine breitere Perspektive im Bereich Management vermittelt, um nicht nur auf einem Fachgebiet gut zu sein. Das konnte ich dann in meinen beruflichen Erfahrungen weiterentwickeln.

Ist es mit besonderem Erwartungsdruck verbunden, das Erbe der Familie weiterzuführen?

Voigt: Glücklicherweise habe ich von Seiten meiner Familie nie Druck bekommen und die Entscheidung, dass ich das Unternehmen fortführe, war seit vielen Jahren mein Ziel. Klar hat man das immer im Hinterkopf. Meinen Erwartungen an mich selbst komme ich durch die bestmögliche Ausbildung entgegen, aber auch, indem mein Handeln nachhaltig ist. Nachhaltig, im Sinne von langfristigem Bestehen und dafür auch bereit zu sein, neue Wege einzuschlagen. Langfristig die Früchte zu ernten, das macht meiner Ansicht nach ein Familienunternehmen aus.

Welche neuen Wege wirst Du für Voigt Logistik einschlagen?

Voigt: Unser Ziel ist natürlich, weiter zu wachsen und uns zu diversifizieren. Wir setzen auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Innovation und Internationalisierung. Die langfristige Vision ist es, ein führender Full-Service-Logistikdienstleister zu sein, der die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt.

Was würdest Du anderen raten, die in den Familienbetrieb einsteigen wollen?

Voigt: Für besonders wichtig halte ich es, nach vorne zu denken und zuversichtlich zu sein. Wenn man heutzutage die Nachrichten anmacht, dann jagt ein negatives Thema das andere. Und obwohl man realistisch sein muss, ist entscheidend, sich zugleich die Zuversicht zu erhalten. Ansonsten kann man meiner Meinung nach nicht unternehmerisch tätig sein. Was ich jeden Tag bewusst tue, ist, selbst durch das Unternehmen zu laufen und den Leuten ein gutes Gefühl zu geben, um Zuversicht zu verbreiten und damit eine Perspektive zu bieten.