CEO-Studie: Ehe fördert Verantwortungsgefühl

Man closes the button of his suit

Mit seinem Job verheiratet zu sein, reicht nicht aus, um seinem Unternehmen Gutes zu tun. In einer Ehe zu leben, verringert jedoch bei Vorstandsvorsitzenden (CEO) die Wahrscheinlichkeit für riskante Geschäfte wie z. B. Insiderhandel. Dies zeigt die kürzlich veröffentlichte Studie „CEO Marital Status and Insider Trading“. Autorinnen und Autoren sind Professorin Dr. Shushu Liao von der Kühne Logistics University (KLU), Prasad Hedge und Professor Nhut H. Nguyen von der Auckland University of Technology sowie Rui Ma von der La Trobe University in Melbourne.

Der Studie zufolge neigen verheiratete CEOs weniger dazu, günstige Gelegenheiten für sich auszunutzen. Was sich wie eine positive Eigenschaft anhört - je sicherer, desto besser - ist keinesfalls ein Aufruf an Unternehmen, ihre Einstellungspolitik zu ändern. Es handelt sich um eine statistische Wahrscheinlichkeit. Dies kann auch bedeuten, dass ein Unternehmen weniger verdient, weil keine Risiken eingegangen werden.
 

Mehr Risikobereitschaft – potenziell mehr Innovation

„Wir raten HR-Recruiter*innen jetzt nicht dazu, nur verheiratete Bewerbende einzustellen“, sagt Professorin Dr. Liao. Denn Risikofreude an sich muss nicht schlecht sein. „Ein gesunde Menge an Risikobereitschaft kann Innovationen fördern und eine Quelle für Kreativität sein.“ Riskante Entscheidungen könnten auch Dynamik und Leistung des Unternehmens steigern. Wenn diese höheren Leistungen jedoch auf wenig informierten Entscheidungen oder einer guten Unternehmensführung basieren, kann das Risiko groß sein, am Ende Schaden anzurichten.
 

Was macht den Insiderhandel so reizvoll?

Auch CEOs eines Unternehmens haben das Recht, Aktien ihres Unternehmens zu besitzen. Hierbei besteht das Risiko, dass Sie von Informationen profitieren, die möglicherweise nicht öffentlich sind, und somit einen illegalen Insiderhandel betreiben. 60 Prozent der Klagen, die von Aktionär*innen im Namen des Unternehmens gegen leitende Angestellte in die Wege geleitet werden, enthalten den Vorwurf des Insiderhandels. Geschäftsführende besitzen durchschnittlich 12 Prozent der Aktien des Unternehmens, das sie leiten. Gleichzeitig geht vom Insiderhandel ein gewisser Reiz aus. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was CEOs davon abhält, sich am Insiderhandel zu beteiligen.
 

Verheiratete Menschen fühlen sich für andere verantwortlich

Professorin Liao und ihre Kollegen sind nicht die Einzigen, die sich mit den persönlichen Angelegenheiten von Firmenchefs beschäftigen. Viele neuere Studien zeigen, dass die persönlichen Erfahrungen, familiäre Bindungen oder die Erziehung der CEOs einen Einfluss darauf haben, wie sie ihr Unternehmen führen - mit anderen Worten: CEOs sind Menschen wie alle anderen; sie heiraten und haben Familien. Studien zeigen, dass eine Ehe zu mehr Wohlbefinden beitragen kann, zu mehr sozialem Engagement, zu mehr Verantwortungsbewusstsein und zu weniger riskantem Verhalten.
 

Ist es das Risiko wert?

Riskante Entscheidungen treffen am Ende auch die Mitglieder der eigenen Familie. Wenn beispielsweise eine verheiratete Geschäftsführerin wegen Insidergeschäften verklagt wird, riskiert sie den Verlust ihres Arbeitsplatzes und ihres Rufes. Sie würde jedoch nicht nur ihren eigenen Lebensstandard, sondern auch den ihrer Familie und Kinder aufs Spiel setzen. Das Hauptargument der Studie ist, dass verheiratete CEOs weniger risikofreudig sind. Die Studie liefert Nachweise dafür, dass verheiratete CEOs seltener riskante Entscheidungen treffen.
 

Methode: Daten von US-Aktiengesellschaften
Datenbasis der Studie sind Insider-Transaktionen von CEOs US-amerikanischer Aktiengesellschaften aus den Jahren 1996 bis 2019. Ausgewertet wurden Informationen zum Familienstand aus der Studie „Marriage and managers' attitudes to risk“ in Management Science von Nikolai Roussanov und Pavel Savor aus dem Jahr 2014 sowie aus der Datenbank Marquis Who's Who in Finance and Industry.