Logistik: Liebe auf den zweiten Blick – Alumni Story mit Jan Frahnert

Jan Frahnert

Heute ist er zuhause in der Welt der Schiffe und Container. Der Hamburger Logistikunternehmer und KLU-Alumnus Jan Frahnert (MSc. Global Logistics, Abschluss 2016) hat in diesem Feld schon mehr als ein Startup auf den Weg gebracht. Aber das war nicht immer so. Die Logistik war für ihn Liebe auf den zweiten Blick. Und verkuppelt hat die beiden – die Kühne Logistics University. Im Interview erzählt Jan Frahnert, wie er den Branchenwechsel aus der Finanzindustrie in die Logistik schaffte.

Jan, Du warst 11 Jahre in der Finanzindustrie tätig. Es gab mehrere Stationen, wie Vorstandsassistent, und die längste Zeit warst Du Leiter des operativen Geschäfts bzw. COO von Auslandsgesellschaften. Dann bist Du aus dem alten Berufsleben ausgestiegen und hast etwas ganz Neues gestartet. Warum?

Jan Frahnert: Die Jahre des Berufseinstiegs nach meinem ersten Studium der BWL waren sehr lehrreich und haben mir unheimlich viel Spaß gemacht. Allerdings merkte ich mit der Zeit, dass ich mich nicht mehr mit dem Produkt und auch zum Teil mit der Industrie identifizieren konnte. Ich konnte auf eine doch erfolgreiche Entwicklung zurückblicken, aber glücklich war ich nicht mehr.

Als ich dann vor einem neuen Lebensabschnitt stand, mit Hochzeit und Familienplanung, dachte ich, dass es an der Zeit ist, beruflich etwas zu ändern. Ich wollte wieder mit Freude arbeiten. Container und wie sie transportiert werden, das hatte mich immer interessiert. So kam ich dann auf die Idee, einen echten Cut mit meiner bisherigen beruflichen Laufbahn zu machen und in die Logistik – wenn möglich –  in die maritime Logistik einzusteigen. Mir war klar, dass ich auf meine beruflichen Stärken, auch konzeptionell, bauen konnte. Aber mir fehlte schlichtweg das Basiswissen um nach einem Neustart als „Mann aus der Finanzbranche“ akzeptiert zu werden. Und so wurde die Idee geboren, dass ich einfach nochmal studiere – Logistik!

Deine Komiliton*innen war im Schnitt 10-15 Jahre jünger als Du, als Du Dich 2014 bei uns als Masterstudent Global Logistics eingeschrieben hast. Woher hast Du den Mut genommen?

Frahnert: Mir war natürlich klar, dass ich den Altersschnitt meines Jahrgangs massiv nach oben schrauben würde. Aber warum sollte mich das abhalten? Ich hatte ein Ziel vor Augen. Und so war es dann auch. Nachdem ich am Empfangstag mehrfach gesiezt oder als leger gekleideter Dozent angesehen wurde, war ich sehr schnell in den Reihen der Jungen akzeptiert. Im Laufe des Studiums habe ich auch viel von der jüngeren Generation mitgenommen. Gleichzeitig wurde ich das ein oder andere mal um Rat gefragt, aus Sicht eines „Älterern“ – meistens ging es um private Themen.

Wäre ein MBA nicht „normaler“ gewesen?

Frahnert: Ich weiß noch, wie mich das Evaluation Committee der KLU ganz verdutzt anrief und sicher davon ausging, dass ich mich für den falschen Kurs angemeldet hatte. Man sähe mich doch eher im MBA-Kurs. Aber genau das wollte ich nicht. Wenn ich erfolgreich sein wollte in einer mir noch gänzlich unbekannten Branche, dann musste ich das von der Pike auf lernen. Sonst würde mich keiner Ernst nehmen. Und so war es auch.

Zum ersten Mal habe ich mit Sinn und Verstand gelernt. Mir ist klar geworden, dass ich in meinem ersten Studium doch viel einfach nur auswendig gelernt hatte. Im zweiten Studium an der KLU habe ich die Themen hinterfragt Ein wesentlicher Faktor war aber auch, dass ich so gebrannt habe für das, was ich lernen durfte. Die Motivation war um ein Vielfaches höher.

Das Studium an der KLU war, beruflich gesehen, die beste Entscheidung meines bisherigen Lebens. Heute arbeite ich hochmotiviert und bin glücklich. Ich kann jedem empfehlen, nach einem ersten erfolgreichen Berufsabschnitt die Leidenschaft für das aktuelle Arbeitsumfeld und die -branche zu hinterfragen. Und wenn man sich verändern möchte und die Motivation hoch ist, dann wird es von Erfolg gekrönt, auch gegen Widerstände. Motivation und Beharrlichkeit sind eine gute Basis für Erfolg.

Wichtig ist aber auch, dass man an ein Unternehmen oder ein*e Unternehmer*in gerät, welche einem als Quereinsteiger diesen Einstig in die neue Berufswelt zutraut. Leider verfolgen hier einige Personaler noch den leichten Weg und suchen gradlinige und vorhersehbare Lebensläufe. Ohne vorausschauende und kreative Arbeitgeber geht es nicht. Mir hat ein Unternehmer aus der Welt der Container eine Chance gegeben. Und heute bin ich sein Geschäftspartner, was mich sehr, sehr stolz macht. Dass sich unsere Wege gekreuzt haben, war ein absoluter Glücksfall – beruflich und privat.

Warum eigentlich Container und Schiffe? Kommt da der Hamburger Jung durch?

Frahnert: Ich liebe Hamburg und den Norden als Ganzes, komme aber aus dem Süden Deutschlands, in Heidelberg geboren. Seit meiner Kindheit hatten Containerschiffe und Container immer eine besondere Wirkung auf mich. Ich denke, das können viele nachvollziehen, wenn man am Elbstrand die großen Schiffe vorbeifahren sieht, das fasziniert mich einfach. Was ist in den Boxen wohl drin? Wo kommen die her, wo fahren sie hin? Containerschiffe und ihre Ladung sind für mich die „weite Welt“, die ich spannend finde. Gefühlt war ich übrigens einer der ersten, die sich das MAERSK-Lego-Containerschiff zum Zusammenbauen kauften.


Was rätst Du Leuten, die über einen Karrierewechsel nachdenken?

Frahnert: Gehe den Schritt, wenn es Deine echte Motivation ist und nicht aus kurzfristiger Unzufriedenheit kommt. Baue das Fundament mit einer Ausbildung oder einem Studium. Und dann finde den richtigen Arbeitgeber, der „out of the box“ denkt und mehr auf Motivation setzt, als auf einen gradlinigen Lebenslauf.

Über Jan Frahnert:
Nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Bayerischen Maximilians Universität Würzburg zog es den gebürtigen Heidelberger in den Norden nach Hamburg. Dort arbeitete er 11 Jahre in der Finanzindustrie in mehreren Positionen als Vorstandsassistent und im Bereich Corporate und Business Development.  Ein Studium der „Global Logistics“ an der Kühne Logistics University leitete seinen neuen beruflichen Weg ein. Heute ist Jan zuständig für Strategieprojekte/Corporate Development in der LOTUS Containers Group. Mit seinem Geschäftspartner leitet er auch die neu gegründete Reederei CARRIER53` und beide sind aktiv in der Unterstützung von Startups mit ihrem Venture Capital Unternehmen STARTHUB Ventures. Jan ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Lüneburg.