Nachhaltigkeitsorganisation GRONEN: KLU-Professor ist neuer Präsident

Johannes Meuer

Neuer Präsident des internationalen wissenschaftlichen Netzwerks GRONEN (Group for Research on Organizations and the Natural Environment) ist Prof. Dr. Johannes Meuer, Direktor des KLU-Forschungszentrums für Nachhaltigkeit und Professor für Sustainability Strategy and Operations. Das Netzwerk erforscht Organisationen im Kontext des Umweltschutzes und verbindet so Management und Nachhaltigkeit.

GRONEN verbindet Forschung und Weiterbildung zu Management und Umweltschutz/Nachhaltigkeit. Wie passt das zusammen?

Das ist eine Kernfrage, mit der sich die klassischen Wirtschaftswissenschaften nie richtig beschäftigt haben. Wenn man aber den menschlichen Einfluss auf die Natur positiv verändern will, dann muss man sich die Unternehmen ansehen. GRONEN macht das seit rund 20 Jahren und ist damit eine der etabliertesten und renommiertesten Wissenschaftsvereinigungen im Bereich Management und Nachhaltigkeit. Wir bündeln die Forschungsinteressen, stellen Wirtschaft und Politik unsere Expertise zur Verfügung und arbeiten daran, das Know-how in der Lehre zu verankern. Die meisten Business Schools lehren noch immer das eoklassische ökonomische Prinzipn: Unternehmen müssen Profit machen. Den Absolvent*innen fehlt es dann oft an Bewusstsein und Handwerkszeug, um die Unternehmen in die Spur von Nachhaltigkeit zu lenken.

Was möchtest Du als Präsident erreichen?

Ich möchte die wunderbare Arbeit meiner Vorgängerin Valentina De Marchi fortsetzen. Gerade in den vergangenen zwei Jahren hat sie die Community sehr souverän gestaltet und viele neue Formate für den Austausch ermöglicht. Wir unterstützen auch weiter gute Wissenschaft – das ist die Kernidentität der Organisation. Denn wir brauchen noch viele Forschende, die neue Ideen und Methoden einbringen sowie Nachhaltigkeit stärker in den verschiedenen Fachbereichen verankern. Neu ist, dass das Thema unternehmerisch zunehmend Aufmerksamkeit erfährt. Wir wollen uns daher künftig mehr ins Scheinwerferlicht stellen und aus der Graswurzelbewegung ein professionell agierendes Netzwerk machen. Dafür brauchen wir ein stabiles Fundament mit mehr Ressourcen. Mithilfe von Mitgliedsbeiträgen könnten etwa Events und ein kleines Büro finanziert werden. Zudem soll eine Kompetenzdatenbank entstehen. GRONEN vereint die meisten international anerkannten Wissenschaftler*innen auf diesem Gebiet. Anhand ihrer Profile sollen Politik, Unternehmen und Presse auf unserer Webseite die passenden Expert*innen beispielsweise für Sustainable Finance oder Nachhaltige Lieferketten finden können. Wichtig ist: Wenn man etwas wissenschaftlich Fundiertes zu Nachhaltigkeit und Management wissen will, muss man zu GRONEN gehen.

Wie kommen Dein Engagement bei GRONEN und Deine Tätigkeit an der KLU zusammen?

Sehr gut. An der KLU forsche ich ja nicht nur, sondern leite auch den neuen berufsbegleitenden Studiengang „Sustainable Management and Operations“ (SuMo), der im Frühjahr 2023 startet. Das ist einer der wenigen Studiengänge, der Nachhaltigkeitskompetenzen vermittelt – und das sowohl in den Grundlagen als auch stark anwendungsorientiert. Mir ist eine translationale Herangehensweise wichtig, also die Übertragung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in verschiedene praktische Situationen und umgekehrt. Die große Nähe der KLU zur Wirtschaft ist dabei ein großer Vorteil, zumal die Studierenden so die Inhalte am nächsten Tag an ihrem Arbeitsplatz direkt umsetzen können. Die Zukunft der unternehmerischen Nachhaltigkeit liegt darin, dass Unternehmen nicht nur ihre eigenen Aktivitäten grüner und sozialer gestalten, sondern auch besser verstehen, wie sie in verschiedene Lieferketten und Logistikprozesse eingebunden sind. In diesen Bereichen hat die KLU geballte Kompetenz.

Noch einmal zum Begriff Nachhaltigkeit, der in aller Munde und zugleich oft schwer greifbar ist. Was ist Dir dabei wichtig?

Es geht ja um eine nachhaltige Entwicklung. Die relevanteste Komponente ist also die Zeit. Die Essenz ist für mich die Generationengerechtigkeit – dass wir versuchen, so zu leben, dass unsere Kinder in 30 Jahren noch so ähnlich leben können. Und betrachten wir einmal die drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ökonomisch. Die ökonomische Nachhaltigkeit wird bislang stark vernachlässigt. Dann gibt es in der Wirtschaft, Beratung und Forschung immer noch zwei Lager: Die einen kümmern sich mehr um ökologische Fragen, die anderen um soziale. Ich kann aber nicht über CO2-Reduktion nachdenken, ohne über Energiegerechtigkeit zu sprechen. Oder wie der Ukraine-Krieg zeigt: Energiepolitik und Friedenspolitik hängen zusammen. Aus meiner Sicht müssen wir daher Nachhaltigkeit holistisch betrachten, denn nur so können wir die massiven Herausforderungen wirkungsvoll angehen.

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