ZukunftsLabor Mobilität #2: (Vor)letzte Meile

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Eine zukunftsfähige innerstädtische Logistik braucht einerseits Dialog und Kooperation zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Anderseits sind Mut und ein systematisches Vorgehen gefragt, um bestehende Pilotprojekte nun zu ganzheitlichen Konzepten zu verknüpfen. Dies waren zentrale Botschaften des zweiten Forums Zukunftslabor Mobilität, das am 24. September als Webinar mit rund 110 Teilnehmenden stattfand und neue Konzepte für die letzte und vorletzte Meile diskutierte. Veranstalter waren die Kühne Logistics University (KLU) und die Deutsche Verkehrs-Zeitung (DVZ) mit freundlicher Unterstützung durch KPMG.

Dr. Christian Jacobi (agiplan GmbH) mahnte in seinem Impulsvortrag zur Eile: „Wir haben genug Pilotprojekte. Jetzt müssen wir voneinander lernen in den Dauerbetrieb gehen!“ Wichtig seien der Blick aufs große Ganze, dazu quartiers- und stadtspezifische Lösungen und nicht zuletzt, dass die Bürgermeister*innen die urbane Logistik zu einer Angelegenheit höchster Wichtigkeit machten.

Hamburg ist Pilotmetropole

Dies ist in Hamburg der Fall. Im kommenden Jahr soll dort der ITS Weltkongress für intelligente Transportsysteme im Personen- und Wirtschaftsverkehr stattfinden. Dann wird Hamburg auch zum Schaufenster für innovative Konzepte und Technologien der Metropollogistik. Schon jetzt laufen zahlreiche Pilotprojekte wie z.B. temporäre Mikrodepots von UPS und Hermes oder Paketlieferung mit Elektro-Dreirädern (Trikes) durch DPD. Hamburg strebt eine emissionsarme oder sogar emissionsfreie letzte Meile an, wie Lutz Birke, Leiter des Amtes „Hafen und Innovation“ in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation betonte.

Handel muss sich neu erfinden

Die Herausforderungen für die Geschäfte in der Innenstadt skizzierte Ulrich Binnebößel, Logistikexperte beim Handelsverband Deutschland. Trends wie der E-Commerce und die Lieferung an die Haustür führen dazu, dass die Motivation für einen Innenstadtbesuch sinkt. Der stationäre Handel müsse sich daher neu erfinden. Das erfordere einen logistischen Konzept-Mix, der für zunehmend kleinteilige Lieferungen genauso funktioniert wie für große Lebensmittel- und Kleidungslieferungen, so Binnebößel.

Einen regen Austausch gab es zum Thema geräuscharme Nachtlogistik. Schwere und dank Elektroantrieb gleichzeitig leise LKW steuern ihre Ziele dabei nachts an und entzerren so den Verkehr. Ein anderer Ansatz ist die flexible Raumnutzung, z.B. durch Ladezonen, die bei Bedarf freigegeben werden können. Entsprechende Flächen sind mit Pollern gesichert, die von Lieferdiensten per App entsperrt werden können.

Grünes Licht für unterirdischen Warentransport

Effizient, umweltfreundlich und sicher soll die Mobilität der Großstädte werden. Besonders groß gedacht ist die Idee, Güter in unterirdischen Röhren von A nach B zu befördern. Christian Kühnhold von der Smart City Loop GmbH stellte hierfür ein Konzept vor, dem der Senat in Hamburg kürzlich seine Unterstützung zusagte. Ein 24-Stunden-Betrieb an 300 Tagen entspricht nach Angaben von Smart City Loop rund 540.000 Transportfahrten und bedeutet eine CO2-Einsparung von über 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

26. November: Digitalisierung für den urbanen Wirtschaftsverkehr

Weitere Gäste waren David Klein (KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft) und Gerd Seber (DPD Deutschland GmbH). Moderiert wurde die Veranstaltung von Robert Kümmerlen, stellvertretender Chefredakteur der Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ), und Asvin Goel, Professor für Logistik und Supply-Chain-Management. Das Webinar war Teil einer öffentlichen Informationsreihe zu zentralen Zukunftsfragen der urbanen Mobilität und Logistik, die auf den ITS Weltkongress 2021 hinführt. Das nächste Forum findet am 26. November 2020 statt und widmet sich dem Thema Chancen und Risiken der Digitalisierung für den urbanen Wirtschaftsverkehr

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