KLU Boot Camp 2022: Chatbots & Co

KLU Bootcamp group photo on stairs

Beim Boot Camp der KLU gab es reichlich Gelegenheit, tief in die Welt der Technologie einzutauchen. Im Fokus: der Einsatz von Chatbots im öffentlichen Personentransport und in der Logistik. Studierende hatten die Aufgabe, Chatbots und virtuelle Assistenten für das Verkehrsunternehmen Hamburger Hochbahn AG und IFCO zu entwickeln, einen weltweit führenden Hersteller von Mehrwegverpackungen (RPCs). Auf der Suche nach praktikablen Lösungen für reale Fragestellungen arbeiteten sie in Teams und wurden dabei von IBM beraten.

Es ist ein schöner Frühlingstag – an der KLU herrscht eine Atmosphäre gespannter Erwartung. Die Sonne strahlt über der Hamburger Hafencity und im Hochschulgebäude arbeiten kluge Köpfe mit vielfältigen Hintergründen beim KLU Boot Camp daran, innovative Lösungen zu entwickeln. Das jährlich stattfindende von der Hochschule entwickelte Format bietet Bachelor-Studierenden eine einzigartige Erfahrung: An insgesamt drei Tagen kommen sie mit Fachleuten aus der Branche und Fakultätsmitgliedern zusammen, um sich realen Branchenproblemen zu widmen. Gearbeitet wird dabei genauso, wie es für ein Studium an der KLU charakteristisch ist: Fälle aus dem wahren Leben, Teamwork und eine Kombination aus Theorie und Praxis. Während die Partner Hamburger Hochbahn, IFCO und IBM Einblicke in die Praxis geben, kümmert sich die KLU um das theoretische Wissen und liefert den entsprechenden Input.

Auf Tuchfühlung mit der Branche

„Das Boot Camp ist großartig“, findet Hoang Uyen Khe Le, die ursprünglich aus Vietnam stammt und Logistik an der University of Applied Sciences in Würzburg-Schweinfurt studiert. „Wir dürfen hier an echten Fällen arbeiten und bekommen Feedback von echten Unternehmen und das ist wirklich wichtig. An der Uni haben wir oft Ideen, die sehr theoretisch sind, aber ohne echten Input von den Unternehmen selbst kann es vorkommen, dass wir uns verrennen und am Ende Produkte entwickeln, die nicht nützlich sind. Für mich ist das hier eine wirklich gute Erfahrung und ich weiß den praktischen, realitätsnahen Ansatz sehr zu schätzen.“

„Boot Camp“-Teilnehmerin Jasmin Bauer, die an der Technischen Hochschule Ingolstadt International Management studiert, sieht es ganz ähnlich: „Die Lehrveranstaltungen an der THI sind eher theoretisch ausgerichtet und jetzt haben wir die Chance, auch praktisch zu arbeiten. Wir können Lösungen entwickeln und umsetzen, das gibt es sonst an der Uni so nicht.“

Um eine Lösung für die Hamburger Hochbahn zu finden, wurden die „Boot Camp“-Teilnehmer*innen, die aus unterschiedlichen Studienfeldern kommen – darunter Logistik, Maschinenbau und Sozialwissenschaften – angeregt, sich in die Lage von Pendelnden und Personen zu versetzen, die zum ersten Mal in einem Bahnhof sind, der einen Knotenpunkt für viele unterschiedliche Verkehrsmittel darstellt, so wie beispielsweise der Hamburger Hauptbahnhof. Welche Unterstützung würden Reisende hier von einem Chatbot oder virtuellen Assistenten brauchen, um den optimalen Ausgang zu finden? Wie finden sie den Anschlusszug? Und wie würden sie eine solche Unterstützung erhalten?  

Theorie und Praxis verbinden

„Eines unserer Hauptziele an der KLU ist es, nicht nur auf der Theorieebene zu verharren, sondern unser Wissen auch anzuwenden: Wie können wir Forschungsergebnisse nutzen, um die Probleme zu lösen, vor denen die Branche heute steht?“, sagt André Ludwig, Associate Professor für Computerwissenschaft in der Logistik an der KLU. Für jedes Boot Camp müssen daher Unternehmen gefunden werden, die bereit sind, mit den Studierenden zusammenzuarbeiten, das ist extrem wichtig.

Dieses Jahr haben sich hochrangige Vertreter von Hamburger Hochbahn und IFCO zu den Teilnehmenden gesellt – sowohl vor Ort auf dem Campus als auch online. „Der Chief Digital Officer von IFCO ist heute bei uns, wir haben mit ihm die Ergebnisse angeschaut und es kann gut sein, dass IFCO einige der hier entwickelten Ideen in die Entscheidungsprozesse einfließen lassen wird“, freut sich Prof. Ludwig. „Auch die Leiter des Innovationsmanagements der Hamburger Hochbahn haben Ideen mitgenommen. Sie werden darüber berichten, sie bei ihren Innovationsaktivitäten berücksichtigen und möglicherweise sogar umsetzen.

Komplexe Herausforderungen

Von IFCO wurden die Studierenden darum gebeten, über die Situation der Landwirte nachzudenken und über die Probleme rund um die Bestellung der korrekten Anzahl von sogenannten RPC-Verpackungen, die Lieferzeiten für die Container und die Maßnahmen, die erforderlich sind, wenn weitere RPCs benötigt werden, sowie die mit diesen Prozessen verbundene Dokumentation. Etwas scheinbar so Komplexes wie einen Chatbot zu entwickeln, war definitiv eine Herausforderung, findet Esteban Rodriguez aus Costa Rica, der an der University of Europe for Applied Sciences in Hamburg Business und Management studiert: „Ich bin kein Tech-Freak, deswegen war ich ein bisschen nervös, aber am Ende haben wir alle das Programmieren hingekriegt. Es war zugegebenermaßen nicht einfach, aber mit der richtigen Anleitung konnten wir in zwei Tagen einen Chatbot programmieren.“

Seine Teamkollegin Jasmin hatte sich zunächst eher Sorgen darum gemacht, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die sie vorher noch nie gesehen hatte. „Man lernt neue Leute kennen und für mich ist das eine Herausforderung, weil ich eher schüchtern bin, aber alle, die hier mitmachen, sind so freundlich. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt und mich mit ihnen angefreundet. Hier zu sein, ist eine großartige Erfahrung.“

Teamwork

Auch die Zusammenarbeit mit Esteban und den anderen Teammitgliedern hat sie positiv beeindruckt: „Alle haben versucht, etwas beizutragen, und hatten gute Ideen, was wir in unseren Chatbot einbinden könnten. Dabei hatten wir auch Probleme, aber wir alle haben gemeinsam nach einer Lösung gesucht und deswegen hat das Team so gut zusammengearbeitet."

Nachdem sie ihre Chatbots beziehungsweise virtuellen Assistenten entwickelt hatten, konnten die Studierenden ihre Ideen am letzten Tag des Boot Camps dann Hochbahn und IFCO präsentieren.

Mit Blick auf die Erfahrungen und den Wissensgewinn aus dem Boot Camp, sowie die Möglichkeit, mit Branchengrößen zu arbeiten und zu netzwerken, meint Esteban: „Das war viel Input, wir mussten die ganze Zeit hochkonzentriert sein, und das war gut, denn wir mussten unsere Komfortzone verlassen. Beim Betrachten von Logistikfragen und bei der Auseinandersetzung mit diesen Unternehmen, die in Deutschland sehr bedeutend sind, haben wir unterschiedliche Perspektiven eingenommen. Es ist wirklich gut, die Sichtweisen von Menschen kennenzulernen, die in dem Bereich arbeiten. Als Studierende wissen wir manche Sachen und wir bringen unterschiedliche Erfahrungen mit ein. Unsere Präsentationen haben den Branchenvertretern gezeigt, dass wir verstehen, worum es geht.“

Wieder einmal ist das Konzept, Erkenntnisse aus der Praxis mit theoretischem Wissen zu verbinden, aufgegangen. „Die Interaktion zwischen den Studierenden und den Leuten aus der Praxis zu beobachten, war toll“, schwärmt Professor Ludwig. „Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Boot Camp, das im Herbst stattfinden soll.“ Das Thema dann: Nachhaltigkeit.

„Ich würde das Boot Camp auf jeden Fall meinen Freund*innen und Mitstudierenden empfehlen“, ergänzt Hoang. „Diese Art von Erfahrung kann man nicht jeden Tag machen. Wären wir nicht dabei gewesen, hätten wir viel verpasst.“

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